Interview

Marc Márquez
– Locked down.

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MotoGP World Champion 2013, 2014, 2016, 2017, 2018, 2019

Marc, das ist eine ziemlich außergewöhnliche Saison. Nach einem langen Lockdown in Spanien bist du jetzt verletzt und kannst nicht an den Rennen teilnehmen. Noch nicht einmal normal trainieren. Wie schaffst du es, die Ruhe zu bewahren und nicht verrückt zu werden?

"2020 ist definitiv ein sehr schweres Jahr. Die Pandemie hat einen großen Einfluss auf jeden und wir als Athleten sind da keine Ausnahme. Für mehr als zwei Monate in totaler Isolation zu Hause zu sein war eine Herausforderung. Aber wir wussten, dass es keine andere Option gibt und haben deshalb das Beste draus gemacht um die Zeit zu vertreiben. Ich habe viel Zeit mit meinem Bruder verbracht, Playstation gespielt, auf der Rolle trainiert und Serien geschaut. Natürlich hat diese Auszeit geholfen, meine Schulter nach der OP 2019 wieder zu 100% herzustellen. Die jetzige Situation mit der Oberarmverletzung und den zwei Operationen ist viel schwieriger. Die Weltmeisterschaft lief, und es war sehr frustrierend, nicht mitmachen zu können."

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"Ich musste akzeptieren, dass es dieses Jahr für mich unmöglich sein wird, um den Titel zu kämpfen und ich meinen Fokus auf meine Erholung legen muss. Ich denke, das Wichtigste in solchen Momenten ist, positiv zu bleiben – das versuche ich immer."

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Dein Bruder ist in deinem Team und nimmt weiterhin an den Rennen teil. Ist es hart für dich oder genießt du es, seine Rennen im Fernsehen zu beobachten?

"Natürlich schaue ich mir die Rennen meines Bruders in der MotoGP an, ich habe nicht ein einziges Training verpasst. Ich verfolge jede Rundenzeit von ihm. Es ist ungewohnt, die Rennen so zu sehen, aber ich schaue sie mit meinen Freunden und meiner Familie und wir haben
eine gute Zeit zu Hause."

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Es ist sehr ungewöhnlich, ein Brüderpaar in der MotoGP und noch dazu im gleichen Team zu haben. Siehst du Alex als Gegner oder eher als jüngeren Bruder, den du unterstützen möchtest?

"Wenn wir nicht zusammen an einem Rennen teilnehmen, versuche ich ihn so gut es geht zu unterstützen. Aber an einem Rennwochenende fokussiere ich mich auf meine Arbeit und er sich auf seine. Bis jetzt haben wir nie um die gleichen Ziele gekämpft und sind uns noch nie in einem Rennen auf der Strecke begegnet.

Es wäre sicherlich sehr seltsam, mit ihm um den Sieg zu kämpfen. Aber ich hoffe, dass es in der Zukunft dazu kommen wird."

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Wie unterstützt dich dein Bruder während deiner Verletzungspause?

"Er ist selber schon in dieser Situation gewesen und weiß deshalb sehr gut, wie ich mich fühle. Er weiß genau, wie er mich zum Lachen bringen kann. Das hilft enorm, wenn man sich mal schlecht fühlt."

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Ihr scheint sehr oft zusammen zu trainieren. Herrscht dann immer Wettkampf zwischen euch?

"Natürlich! Wir haben schon immer miteinander gekämpft – seit wir Kinder waren. Und wir führen das auch fort wenn wir zusammen auf dem Motorrad trainieren, während unseres Ausdauertrainings oder auch auf der Playstation."

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Du bist schon in sehr jungen Jahren berühmt geworden. Bereust du es manchmal, nicht wie ein normaler Teenager aufgewachsen zu sein?

"Nein. Ich habe das Leben, das ich führe, nie bereut. Ich betrachte es als großes Glück, meine Passion als Beruf ausüben zu können. Natürlich gibt es Vor- und Nachteile wenn man professionell Rennen fährt und gleichzeitig erwachsen wird. Ich weiß, dass ich einige tolle Momente mit meinen Freunden und meiner Familie verpasst habe, aber ich hatte dafür so viele unbeschreibliche Erlebnisse auf den Rennen."

Wir alle wissen, wer dein Vorbild zu Beginn deiner Karriere war. Wen würdest du heute als Vorbild sehen? Nicht nur im Motorradrennsport.

"Es gibt eine ganze Menge Fahrer, zu denen ich aufgeschaut habe. Ich versuche nicht nur von den etablierten Fahrern zu lernen, sondern auch von der neuen Generation. Im Sport generell sind Rafa Nadal und Leo Messi zwei meiner Idole. Ich finde es faszinierend, wie sie sich trotz ihres hohen Niveaus immer noch verbessern. Wenn du sie spielen siehst, denkst du, dass es unmöglich ist, diese Performance zu toppen. Aber sie schaffen es, noch einen Schritt zu machen und ein noch schöneres Tor zu schießen oder einen noch besseren Punkt herauszuspielen. Das versuche ich zu kopieren um jedes Jahr besser zu werden."

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Du unterstützt das Allianz Junior Motor Camp. Das scheint eine Herzensangelegenheit von dir zu sein. Generell scheinst du sehr gut mit Kindern klarzukommen. Weil du dich vielleicht manchmal selber noch als Kind fühlst?

"Nein, ich fühle mich nicht als Kind, aber die Kindheit ist für mich sehr präsent und ich versuche mich an jedem Moment zu erfreuen. Genau wie es Kinder tun. Und ich finde es toll, Kindern im Allianz Motor Camp etwas beizubringen. Es erinnert mich an die Zeit, als ich mit dem Rennfahren anfing. Es macht mir großen Spaß, ihnen das zu vermitteln, was ich über die Jahre gelernt habe."

In zwanzig Jahren – wie viele Kinder willst du haben?

"Um ehrlich zu sein, habe ich noch nicht darüber nachgedacht. Wir werden sehen, was das Leben noch für mich bereithält!"

Würdest du deine Kinder motivieren Motorradrennen zu fahren?

"Ich würde sie ermutigen das zu tun, was ihnen Spaß macht. Genau wie meine Eltern mit mir. Als ich jung war, wollte ich Motorradfahren und Fußball spielen. Irgendwann kam der Moment, in dem ich mich entscheiden musste, weil beides zusammen nicht mehr möglich war. Meine Eltern haben mir ganz alleine die Entscheidung überlassen. Sie haben mich zu nichts gedrängt. Genau so würde ich es bei meinen Kindern machen."

Du bist für deine unfassbaren Saves bekannt. Hast du dafür trainiert oder war es beim ersten Mal purer Zufall?

"Es ist unmöglich, diese Saves zu trainieren. Aber ich trainiere alle Elemente, die mir helfen könnten, sie zu machen. Es geht nicht vorrangig um Stärke, sondern um Reaktionszeit, Körperspannung, Flexibilität, Balance, Explosivität und natürlich die Hände. Während eines Rennwochenendes erkennst du die kritischen Streckenabschnitte und versuchst an diesen Stellen immer bereit zu sein."

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Hilft dir das Dirt-Track-Fahren bei diesen Manövern oder kann man das nicht vergleichen, weil Geschwindigkeit und Strecke total unterschiedlich sind?

"Ich glaube, bei meinen Saves helfen mir alle Disziplinen, die ich auf dem Motorrad trainiere. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen, Motocross bringt am meisten. Obwohl es jede Runde die gleiche Strecke ist, verändert sie sich fortlaufend. Schlaglöcher und Wurzeln tauchen plötzlich auf, wo in der Runde vorher noch nichts zu sehen war. Da musst du improvisieren und das schult das Reaktionsvermögen, das für meine Saves so wichtig ist."

Du bist sofort nach einem spektakulären Save wieder bei 120%. Was geht dir nach so einem Zwischenfall durch den Kopf? Realisierst du die Beinahekatastrophe?

"Nach einem Save hast du einen unfassbaren Adrenalinschub. Ich denke dann nicht daran, dass ich fast gestürzt wäre. Ich fokussiere mich auf das Limit, das ich grade gefunden habe, und versuche, es in der nächsten Runde nicht zu überschreiten."

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Von allen MotoGP-Fahrern und aufkommenden Stars – wer, denkst du, wird in Zukunft dein größter Konkurrent?

"Letztes Jahr war Quantararo sehr stark. Er hat in seiner Rookie-Saison schon unglaubliche Rennen gezeigt und schien der stärkste Konkurrent unter den jungen Fahrern zu sein. Aber in dieser Saison fahren auch andere vorne mit. Miguel Olivera und Brad Binder haben bereits Rennen gewonnen und ich war wirklich beeindruckt, wie Brad in Brno gefahren ist."

Wo siehst du die MotoGP in ein paar Jahren? Werdet ihr auf elektrischen Motorrädern fahren? Bist du schon einmal ein elektrisches Bike gefahren?

"Ich denke, es wird in den nächsten Jahren sehr knappe Meisterschaften geben. So wie wir es schon in der Saison 2020 sehen. Die Bikes werden viel näher zusammen sein, was gut für die Show ist. Ich denke, ich werde kein elektrisches MotoGP Bike fahren, aber vielleicht wird die Meisterschaft irgendwann in Zukunft elektrisch sein. Wer weiß? Ich habe einige elektrische Bikes getestet, auch off-road, aber bisher noch kein Rennmotorrad, wie sie in der MotoE gefahren werden."

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Interview 2020

Shoei & Marc Márquez

MotoGP World Champion

2013, 2014, 2016, 2017, 2018, 2019

Gefahren vom schnellsten Fahrer der Welt, ist der Shoei X-Spirit 3 das Instrument der Wahl wenn es um High End Performance geht.

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